Lieferando-Streik in Darmstadt am Donnerstag

Schnell bestellen, gleich essen: So einfach ist das Bestellen mit Lieferando. Doch die Kehrseite der Medaille: Vielen Fahrern drohen Existenzkrisen.

Pizza, Pommes, Burger, Döner und noch so viel mehr – und das alles schnell von Fahrern nach Hause geliefert. Doch die 6.000 Beschäftigten in Deutschland werden ohne Tarif bezahlt. Der Lieferando-Mutterkonzern Just Eat Takeaway will sich nicht auf Tarifverhandlungen einlassen.

Keine Essenslieferungen am Donnerstag

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten – kurz NGG – zieht deshalb die Reißleine. Ab 15:00 Uhr schwingen sich in Darmstadt am Donnerstag (17.) keine Fahrer aufs E-Bike. Auch in Mainz, Frankfurt und Offenbach wird kein Essen ausgeliefert. Lieferando stelle sich seit zwei Jahren taub, sagt NGG-Rhein-Main-Geschäftsführerin Anna Langensiepen. „Gerade nach der hohen Inflation der letzten Jahre ist ein Tarifvertrag mehr als überfällig.“

Lieferando soll „Schattenflotten“-Aufbau beenden

Neben einem festen Tarif und Mindestlohn von 15 Euro pro Stunde fordert die Gewerkschaft auch, den Aufbau einer sogenannten „Schattenflotte“ zu unterlassen. Laut NGG würden Beschäftigte in den vergangenen Monaten davon berichten, dass Lieferando verstärkt auf Subunternehmen bei der Essenauslieferung setzen würde. Dadurch drohe immer mehr Lieferando-Fahrern die Kündigung, sagt die NGG.

Die Gewerkschaft warnt vor diesen Kündigungen. „Denn oftmals werden die gekündigten Beschäftigten zeitnah durch die Subunternehmen kontaktiert.“ Diese würden dann einen neuen Arbeitsvertrag vorlegen, „jedoch zu deutlich schlechteren Konditionen.“ In diesem Zuge würden sich so auch Verstöße gegen den Mindestlohn ergeben, so die NGG.

Bestell-Boni entfallen für Auto-Lieferungen ab erstem August

Die NGG will zudem darauf aufmerksam machen, dass vielen Fahrern ab dem ersten August der Verlust mehrere hundert Euro pro Monat drohen könnte. Denn bereits 2023 hat ein Rechtsgutachten des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags festgestellt, dass Fahrer, die mit Autos unterwegs sind, nicht per „Order-Boni“ entlohnt werden dürfen. Dabei handelt es sich um Prämien, die die Fahrer pro ausgelieferte Bestellung erhalten. Das Verbot soll verhindern, dass die Fahrer aufgrund von hohem Druck zu rücksichtslosem Fahrverhalten animiert werden.

Boni können ausschlaggebend sein

Die NGG habe Lieferando angeboten, eine tarifliche Lösung für das Order-Boni-Problem zu finden, schreibt sie in einer Mitteilung. Just Eat Takeaway habe darauf aber nicht reagiert. Rund 50 Prozent aller Fahrer seien mit dem Auto unterwegs – für sie würde der Bonus pro Lieferung wegfallen. „Von unseren Mitgliedern wissen wir, dass sie die Boni dringend benötigen, um von ihrem Job überhaupt leben zu können“, sagt Anna Langensiepen.

„Aktuell brennt bei Lieferando die Luft“

NGG-Gewerkschaftssekretär Kai Eifler aus der Region Darmstadt/Mainz sagte, bei Lieferando brenne aktuell die Luft. „Mit unseren Forderungen rennen wir bei den überwiegend migrantischen Beschäftigen offene Türen ein: Ein Tarifvertrag mit mindestens 15 Euro Grundlohn, tariflichen Zuschlägen, um den wegfallenden Order-Bonus zu kompensieren und keine weiteren Auslagerungen“, so Eifler.

Weitere Streiks sollen folgen

Schon vergangene Woche hatte die NGG in Hamburg einen 36-stündigen Lieferando-Streik organisiert. Frankfurt, Offenbach, Mainz und Darmstadt seien für den Lieferdienst strategisch besonders wichtig, sagt die Gewerkschaft. „Streiks in anderen Städten werden in diesem Sommer folgen“, kündigt sie an.

STREIK


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