Seit 20 Jahren Stolpersteine in Darmstadt
443 Stolpersteine erinnern in Darmstadt an die Verbrechen der Nationalsozialisten. In diesem Jahr feiert die erste Verlegung 20-jähriges Jubiläum – und mahnt einmal mehr, an die Opfer zu erinnern.
Vor rund zwanzig Jahren, am 11. April 2005, wurden erstmals Stolpersteine in Darmstadt verlegt. Seitdem stieg die Zahl kontinuierlich auf 425 an. Vergangenen Montag (21.) hat deren Schöpfer Gunter Demnig noch einmal 18 weitere in den Boden gesetzt.
Familie Greif deportiert
Die Stolpersteine weisen auf das Schicksal von Opfern des Nationalsozialismus hin und werden vor dem Haus verlegt, in dem die Verfolgten zuletzt freiwillig gewohnt haben. So auch in der Grafenstraße 19 vor dem ehemaligen Haus der Familie Greif. Drei Gedenksteine erinnern dort an Julius, Elsa und ihren Sohn Richard Greif.
Acht Jahre in den Niederlanden
Die Familie floh am 18. August 1933 in die Niederlande, wo sie am 11. Februar 1942 festgenommen und im Sammellager Westerbork inhaftiert wurde. Westerbork war eines der beiden zentralen Durchgangslager, in dem insbesondere jüdische Menschen festgehalten wurden und auf den Weitertransport in Konzentrations- und Vernichtungslager warten mussten. Richard Greif und seine beiden Eltern mussten rund fünf Monate dort bleiben, bevor sie am 15. Juli 1942 ins Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert wurden.
Sohn wird nur 17 Jahre alt
Vater und Sohn fallen am 21. August 1942 dem nationalsozialistischen Regime zum Opfer. Richard wird nur 17 Jahre alt. Die geborene Hochschild, Elsa, lebt noch gut einen Monat länger, bevor auch sie am 30. September 1942 in Auschwitz für tot erklärt wird.
Max Stein stirbt in jüdischem Ghetto
Auch Max Stein, teilweise bekannt als Max Meir Stein, wird ermordet. Der gebürtige Gießener, der in Darmstadt wohnt, wird am 27. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er am 09. Oktober ’42 im Alter von 82 Jahren stirbt.
Bürgerin plant erste Stolpersteine
Die erste Stolpersteinverlegung vor zwanzig Jahren ging von Gerda Beckmann aus. Die Stadt finanzierte die Aktion der engagierten Bürgerin und die ersten zehn Stolpersteine fanden Einzug in die Wissenschaftsstadt. Sie liegen bis heute unter anderem vor der Hausnummer eins in der Heinrichstraße, wo Familie Dahlerbruch lebte, bevor sie deportiert und im Konzentrationslager Piaski, im heutigen Polen, ermordet wurde.
Arbeitskreis Stolpersteine plant Verlegung
Heute ist der Arbeitskreis Stolpersteine für die Organisation der Verlegungen zuständig. Mindestens zehn Menschen beteiligen sich ehrenamtlich daran. Die in der vergangenen Woche verlegten Mahnmale sind 18 Menschen gewidmet:
Stolperstein gedenkt… | Ort |
Richard, Julius und Elsa Greif | Grafenstraße 19 |
Fanny Lorge und Rachel Oppenheimer (beide geb. Sonn) | Grafenstraße 13 |
Gustine Mainzer | Julius-Landsberger-Platz, auf dem Klinikum-Gelände |
Max Meir Stein | Gagernstraße 9 |
Josef Hartheimer | Bleichstraße 40 |
Leo, Berta, Hanna, Herbert, Bella, Hans, Ernst und Liesel Hirsch | Kasinostraße 14 |
Selma und Elsa Gans | Rheinstraße 37 |
SOZIALES
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