Hochschulpakt: Darmstädter Hochschulen sehen Zukunftsfähigkeit in Gefahr
Die hessischen Hochschulen sollen im nächsten Jahr rund 30 Millionen Euro weniger erhalten als in diesem. Die TU Darmstadt und die Hochschule hätten vom hessischen Hochschulpakt Anderes erwartet.
Einen „Kraftakt“ nannte Finanzminister Alexander Lorz (CDU) den heute unterschriebenen hessischen Hochschulpakt. Er regelt, wie viel Geld das Land den Hochschulen in den Jahren 2026 bis 2031 zur Verfügung stellt.
Bis zu 30 Millionen fehlen
2026 müssen die Unis und Hochschulen zunächst harte Kürzungen in Kauf nehmen: Rund 30 Millionen Euro weniger als in diesem Jahr werden sie erhalten. 2027 steigt der Etat wieder auf das Niveau diesen Jahres, bevor er von 2028 an wieder ansteigen soll.
„Fachbereiche und Verwaltung müssen sich auf Kürzungen einstellen“
Der Hochschulpakt stößt auf scharfe Kritik. In den vergangenen Wochen hatte es unter anderem in Darmstadt Proteste gegeben. Auch an Darmstadts Hochschulen sieht man das Finanzkonzept kritisch. Ein Sprecher der Hochschule Darmstadt teilte auf TV Darmstadt-Anfrage mit, die Belastungen des neuen Hochschulpakts würden die Hochschule vor Herausforderungen stellen. Wie viel Geld genau fehlt, könne man derzeit nicht sagen. Entsprechende Zahlen würden noch erhoben.
In den kommenden Monaten werde man nun sondieren, welche Sparmaßnahmen nötig sind. Fest stehe aber: „Sowohl die Fachbereiche als auch die Verwaltung müssen sich auf Kürzungen einstellen“, so der Sprecher weiter. Ziel sei es, dass dies möglichst nicht zu Lasten der Qualität von Studium und Lehre gehe.
Budget bleibt auf Niveau von 2010
Schärfer wird der Ton bei der TU Darmstadt. Deren Präsidentin Tanja Brühl und Kanzler Martin Lommel teilten in einem gemeinsamen Statement mit, der Hochschulpakt schwäche die Innovationsstärke und die Wettbewerbsfähigkeit Hessens. Durch die Kürzungen werde das Budget für die TU auf dem Niveau von 2010 verharren. „Und das, obwohl wir die Zahl unserer Studierenden im gleichen Zeitraum um 20 Prozent gesteigert haben“, so die TU-Spitze.
„Nicht, was wir für die TU erwartet haben“
Außerdem würden Steigerungen bei Personal- und Sachkosten zu einem Defizit des Uni-Budgets führen, das durch Kürzungen kompensiert werden müsse. Diesen Prozess will man im Dialog mit Mitgliedern und Einrichtungen der TU gestalten. „Das Verhandlungsergebnis entspricht nicht dem, was wir für die TU Darmstadt erwartet haben“, beenden Brühl und Lommel ihr Statement.
Kostensteigerungen teils nicht abgedeckt
Die TU Darmstadt erklärte außerdem in einer Mitteilung ihre Lage. Zwar würden mögliche Kostensteigerungen im Personalsektor ab 2027 vom Land abgefedert, allerdings nicht vollständig. Bei den Hochschulen könnte also gegebenenfalls ein Eigenanteil verbleiben. Inflationsbedingte Steigerungen von Sachkosten sind im Hochschulpakt bis 2031 gar nicht abgedeckt.
Entwicklungen bedroht
Brühl warnt gemeinsam mit ihren Kollegen der Goethe-Universität Frankfurt sowie der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt, um drängende globale Veränderungsaufgaben anzugehen und die Modernisierung Deutschlands voranzubringen, brauche es qualifizierte Fachkräfte und Innovationen. Die sehr guten Entwicklungen der TU Darmstadt unter anderem in Forschung, Lehre und Wissenschaftskommunikation seien, so Brühl, durch die Kürzungen bedroht.
„Wo sollen die klugen und kreativen Köpfe herkommen?“
Die drei Hochschul-Spitzen mahnen: „Studierende sind diese Experten für unsere Zukunft. Sie gut zu qualifizieren und eine starke und breite Fachkräftebasis für Wirtschaft und Gesellschaft zu sichern, muss unser prioritäres Ziel sein.“ Weiter heißt es in dem gemeinsamen Schreiben: „Eigentlich will die Landesregierung wirtschaftlich durchstarten: Aber wo sollen all die klugen und kreativen Köpfe herkommen, die man dafür benötigt, wenn nicht von den hessischen Hochschulen?“
Mehr Verhandlungszeit gewünscht
TU-Präsidentin Brühl hätte sich mehr Gesprächszeit zwischen Land und Hochschulen gewünscht, um mehr Raum für Austausch und Abwägung von Argumenten zu haben. „Gerade unter schwierigen Rahmenbedingungen brauchen Verhandlungen Räume und Zeit, in denen dies möglich ist“, so Brühl.
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