Zeitkapsel aus 1899 in Eberstädter Germania-Denkmal gefunden

Es ist ein Eintrag im Pfarrarchiv aus dem Juni 1899, der Erich Kraft stutzig macht: Im Sockel des Germania Denkmals soll eine Metallkiste inklusive Urkunde liegen. Bei Sanierungsarbeiten Anfang April dieses Jahres wird die Kiste dann tatsächlich gefunden.

Seit 1899 steht das Germania-Denkmal an der Ecke Heidelberger Landstraße/Seeheimer Straße. Doch die 126 Jahre haben dem Monument zu schaffen gemacht. Im April wurde der Sockel instandgesetzt und die Beschriftung neu vergoldet.

Enthüllung am 09. Juli 1899

Dem Vorsitzenden des Geschichtsvereins Eberstadt-Frankenstein, Erich Kraft, fiel schon vorher ein Eintrag von Pfarrer Wilhelm Zentgraf aus dem Jahr 1899 auf. Der entscheidende Satz: „Nachdem […] eine Urkunde in den Stein eingelegt worden war, fand die Enthüllung des Denkmals am 9. Juli statt.“

Metallkiste im Sockel gefunden

Und tatsächlich: Bei den Sanierungsarbeiten wird eine alte Metallkassette entdeckt. Das dreiseitige Papier enthält nicht nur eine damals aktuelle Ausgabe des „Neuen Eberstädter Anzeiger“ sondern auch die gesuchte Urkunde, auf der unter anderem alle Namen des Eberstädter Gemeinderates, des Kirchenvorstandes sowie der Erbauer des Denkmals festgehalten sind. Ein gesamtes Transkript des historischen Schreibens kann über die Website der Stadt Darmstadt eingesehen werden.

Keine Kriegsverherrlichung

Die Urkunde endet mit einem Appell: „Möge es [das Denkmal] nun lange stehen: Den Gefallenen zum Gedächtnis, Den Lebenden zur Anerkennung. Den künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung.“ Die Worte finden sich auch auf dem Sockel der Germania. Wie Erich Kraft TV Darmstadt mitteilte, dürfe diese Widmung nicht im Sinne einer Kriegsverherrlichung missverstanden werden.

„Stets gegen Angriffe gewappnet“

Vielmehr müsse sie als Aufforderung aufgenommen werden, das Vaterland stets zu verteidigen. „Die Germania steht hier nicht mit siegreich erhobenem Schwert sondern belässt es noch in der Scheide, die Hand aber am Griff, um stets gegen Angriffe gewappnet zu sein“, so Kraft.

Nicht nur gefallenen Kriegsteilnehmern wird gedankt

Das Germania-Denkmal erinnert an die Eberstädter Teilnehmer des Deutsch-Französischen Kriegs von 1870/71. Der deutsche Sieg ermöglichte erst die Neugründung des Deutsche Reiches mit Berlin als Hauptstadt. Vor diesem Hintergrund sei der Dank nicht nur den im Krieg gefallenen gewidmet. Gezielt würde allen Kriegsteilnehmer gedankt, sagt Kraft. Dieser historische Hintergrund „gibt die verbreitet patriotistische Stimmung der damaligen Zeit wieder.“

Urkunde liegt jetzt im Archiv

Für die Urkunde ging es nach dem Fund ins Stadtarchiv. Die originale Metallkiste wurde mit einer Kopie des Dokuments wieder in den Sockel eigemauert. Außerdem wurde eine aktuelle Ausgabe des Darmstädter Echo, mehrere Euromünzen und der vom Eberstädter Bezirksverwalter Ludwig Achenbach und Dr. Kraft, unterschriebene Text „Nach 126 Jahren Öffnung des Denkmals“ beigelegt. Ganz im Sinne der Schwert-Haltung der Germania endet der Text mit dem Satz „Mögen künftige Finder diesen Text in einem friedlichen Deutschland und Europa lesen!“

Monument war angeschlagen

Die Sanierung des Germania-Denkmals war nötig, weil sich im Sockel Risse gebildet hatten, die die Standfestigkeit des Bauwerks gefährdeten.

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